Das Gerät der Fa. Klafs Sauna erzeugt Trockensalznebel mit hoher Salz-Konzentration: In einem Becher mit Salz wird ein Kügelchen über Induktion in starke Rotation versetzt, was die Salzkristalle ebenfalls in Bewegung bringt und durch die entstehende Reibung zwischen den Salzkristallen zu mikrofeinen Partikeln mit abgerundeten Kanten zerstäubt. Dieser so entstandene Salzstaub wird anschließend direkt in den Raum geblasen, beim Einatmen verteilen sich diese kleinen Salzpartikel, mit weniger als zwei Mikrometer Größe, bis in die äußersten Lungenbereiche und können hier u.a. schleimlösend wirken.
Der leider kürzlich verstorbene CF-Arzt Dr. Riethmüller aus Tübingen hat einige Mukoviszidose-Patienten mit Microsalt behandelt und stellte nach fünf Tagen aufeinanderfolgender Therapie fest, dass sich in den Bronchien der Patienten mehr Schleim gelöst und die Lungenfunktion merklich verbessert war (1). Andere klinische Studien (2) ergaben eine reduzierte Aktivität von Krankheitserregern und eine bessere Schleimlösung durch erhöhte mukoziliäre Clearance. Das Gerät kostet 1.490 Euro und ist für eine Sauna oder eine Infrarotkabine gedacht, kann aber auch ein Kinderzimmer in einen Salzinhalationsraum verwandeln. Um die ideale Wirkung des Salzes zu entfalten, sollte sich die Luftfeuchtigkeit unter 40 Prozent relative Feuchte befinden.
Sabine Adelwarth (35) aus Dirlewang berichtet uns von ihrer Erfahrung: „Ich habe das Gerät ab Juli 2017 ein halbes Jahr lang in einer Infrarotkabine getestet, meistens viermal pro Woche jeweils eine Stunde. Vorher war meine Lungenfunktion immer weiter auf 45 % FEV1 gesunken. Seit September lagen alle vier gemessenen Lungenfunktionswerte über 60 %, der letzte im Januar 2018 sogar bei 69 %. Der MEF25 (die Lungenfunktion der kleinen Atemwege) hat sich von 11,6 auf 19,8 % fast verdoppelt. Solche Werte hatte ich zuletzt vor 15 Jahren! Ich fühle mich super damit und hatte in den sechs Monaten nur einen milden Infekt.“
Für die Trockensalz-Inhalation gibt es ähnlich wie für die Feuchtinhalation keine gute Datenlage. Nur die Wirkung von hypertoner NaCl-Lösung ist für CF sehr gut wissenschaftlich belegt. Salz ist kein guter Nährboden für Schimmel, so dass im Zimmer abgelagertes Salz keine Gefahr darstellen sollte, so lange man immer frisches Salz in den trockenen Becher füllt. Prof. TOF Wagner kommt im Mukoviszidose-Expertenrat Ecorn-CF trotzdem zu dem Schluss: „Wir wissen nicht genug über Wirkung und Risiken, so dass ich keine Empfehlung geben oder Unbedenklichkeit bescheinigen kann.“
Stephan Kruip, 52 Jahre, CF
Dieser Artikel erschien zuerst in muko.info 1/2018
(1) Präsentation Riethmüller: https://tinyurl.com/ microsalt
(2) Broschüre: https://tinyurl.com/drysalt
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Charles Bukowski