Im Flugzeug wird die Luft „dünn“. Die Kabine wird auf einen Luftdruck gebracht, der ungefähr einer Höhe von 2400 m (über Meeresspiegel) entspricht. Das wäre am Boden in etwa wie ein Abfall des Sauerstoffgehalts von 21 % auf 15 % (bei 12 % fallen gesunde Menschen in Ohnmacht). Wir haben Mukoviszidose, die Lufu ist nicht so prächtig, und da stellen wir uns vor jeder Flugreise die bange Frage: „Brauche ich zusätzlichen Sauerstoff?“ Denn falls die Antwort „ja“ ist, sind zahlreiche organisatorische (und auch finanzielle) Probleme zu lösen.
Internationale Luftfahrt-Richtlinien geben als Grenze vor, dass der Sauerstoffpartialdruck (PaO2) des Passagiers während des gesamten Fluges nicht unter 6,6 Kilo-Pascal (kPa) absinken soll, das sind ca. 50 „Millimeter Quecksilbersäule“ (mmHg oder Torr), in diesen Einheiten findet Ihr Euren Sauerstoffpartialdruck oft im Ausdruck des Lungenfunktionslabors (1 kPa = 7,5 mmHg). Der PaO2 ist ein Maß dafür, wie viel Sauerstoff in einem Volumen Blut physikalisch gelöst ist (Der meiste Sauerstoff haftet nämlich chemisch an den roten Blutkörperchen).
Die Münchner Erwachsenen-Ambulanz hat in Zusammenarbeit mit der Kinderambulanz am Dr. von Haunerschen Kinderspital in einer Studie an 36 Mukoviszidose-Patienten untersucht, wie diese auf die Bedingungen im Flugzeug reagieren (einer davon war ich). Es war natürlich zu teuer, für uns 36 Patienten ein Flugzeug mit Lungenfunktionsgerät und Blutgasanalysator auszustatten und einmal über den großen Teich zu fliegen! Man hätte uns auch in eine Druckkammer setzen und den niedrigen Luftdruck simulieren können, aber eine solche Druckkammer mit Messgeräten war nicht da. Alternativ ist es auch möglich, die Leute normale Luft mit reduziertem Sauerstoffgehalt atmen zu lassen, das ist teuer und unpraktisch, da dann nur über eine Maske geatmet werden kann. Die Münchner haben einen vierten, raffinierten Weg gewählt: Wir fuhren auf die Zugspitze, wo die Universität im Schneefernerhaus ein Höhen-Forschungslabor mit allen notwendigen Gerätschaften betreibt. Dieses Haus liegt auf 2650 m, die Luft ist dort also ziemlich genau so dünn wie im Flugzeug. Wir 36 Leute verbrachten also in kleinen Gruppen jeweils sechs Stunden auf der Zugspitze, was fast so schön war wie Fliegen...
Die offiziellen Richtlinien fordern, dass alle Patienten mit einem PaO2 kleiner 9 kPa (ca. 70 mmHg) am Boden zusätzlichen Sauerstoff im Flugzeug erhalten müssen, damit der Wert von 6,6 beim Fliegen nicht unterschritten wird. Beide Werte sind ziemlich willkürlich festgelegt, und die Münchner Studie sollte aufklären, wie sinnvoll sie sind. Ein Ergebnis ist zunächst enttäuschend: Eine genaue Vorhersage, wie ein einzelner Patient auf die dünne Luft im Flugzeug reagieren wird, gibt es aufgrund von Messungen am Boden nicht. Aber die Auswertung der Messungen lässt trotzdem interessante Schlüsse zu:
Stephan Kruip (2. Stellvertr. Bundesvorsitzender des Mukoviszidose e.V.
Quelle: Fischer et.al. : „Lung function in adults with cystic fibrosis at altitude - impact on air travel“ European Respiratory Journal (in press).
Vielen Dank an die Ambulanz für die Vorab-Information!
- zuerst veröffentlicht in muko.info Ausgabe 3/2005 -
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