Keime

Mit dem Schleim wird auch der Pseudomonas abgehustet

Pseudomonas in der Lunge, aber wo genau? Das fragte sich ein internationales Forscherteam, unter Beteiligung von Dr. Dieter Worlitzsch, Tübingen, und suchte in menschlichem Lungengewebe. Bisher wurde angenommen, dass die Keime durch den Schleim und vorbei an den Flimmerhärchen (Zilien) bis an die Zellen der Lungenoberfläche (Epithel) eindringen. Jetzt zeigte sich, dass die meisten Pseudomonaden nicht auf dem Epithel, sondern in eingedicktem eitrigen Schleimbelag („Mukus-Plaques“) zu finden sind. „Die Erkenntnisse bestätigen vor allem die Bedeutung der Mukolyse“, also der täglichen gründlichen Entfernung des zähen Sekrets aus der Lunge, wie die Ärzte Zeitung, 04.02.2004 zusammenfasst.
Kommentar: Der Philosoph Karl Jaspers, der vermutlich auch Mukoviszidose hatte, berichtet, dass sein Arzt Dr. Fraenkel schon 1901 als „entscheidenden Grundsatz“ für die Therapie seiner Krankheit aufstellte: „Für Entleerung der Bronchien sorgen“. Damit wurde Jaspers 86 Jahre alt.

Schnelle Unterscheidung von Pseudomonas-Stämmen

Was bisher 14 Tage brauchte, geht jetzt in sechs Stunden: Durch Farbreaktionen eines DNA-Chips lassen sich Stämme von Pseudomonas aeruginosa unterscheiden. Der Chip wurde von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gemeinsam mit dem Jenaer Unternehmen Clondiag entwickelt und kommt Mitte 2004 auf den Markt. Nachgewiesen wird ein Muster von Basenpaaren, die eine hohe Variabilität zwischen verschiedenen Bakterienstämmen haben. "Die Bestimmungsgenauigkeit beträgt mindestens 99,7 Prozent", sagte Dr. Lutz Wiehlmann von der Klinischen Forschergruppe der MHH lt. Ärzte Zeitung vom 17.02.2004.

DNA-Stränge sind "Klebstoff" des Biofilms

Pseudomonas-Bakterien erzeugen den Biofilm, indem sie DNA-Stränge gezielt produzieren und nach außen hin abgeben. Bisher hatte man als „Klebstoff“ Zucker und Proteine vermutet. Nach Ansicht von Cynthia Whitchurch von der University of Queensland könnten DNA-abbauende Enzyme genutzt werden, um chronischen Infektionen durch Pseudomonas und andere Bakterien vorzubeugen (Science, 24.02.2002). Australische Meeresalgen können sich gegen den Biofilm der Pseudomonaskeime erfolgreich wehren (siehe Presseschau 11/2001) Dänische Forscher ermittelten auf den Wedeln dieser Algen jetzt die sog. Furanone, die die Kommunikation unter den Pseudomonaden durch Blockade eines Rezeptors unterbinden. Zur Anwendung in der Lunge sind Furanone leider nicht geeignet: Sie sind für den Menschen giftig. ( „Microbiology“, 14.01.2002).

Bakterien „unterhalten“ sich über Botenstoffe

Gelänge es, den Small Talk der Mikroben zu entschlüsseln, dann könnte man ihn auch stören, berichtete der Spiegel am 21.08.01. Die Winzlinge spüren nämlich, so haben die Forscher erkannt, wie viele ihrer Artgenossen sich in ihrer Nähe aufhalten. Erst wenn das Bündnis der Bazillen eine bestimmte Größe erreicht, ändern alle seine Mitglieder schlagartig ihr Verhalten. In den Lungen der befallenen Patienten sondert Pseudomonas aeruginosa zunächst kleine Signalmoleküle ab und bildet erst dann einen Biofilm, wenn ausreichend viele Keime vorhanden sind. Der Biofilm schützt sie vor Antibiotika. Die Rotalge "Delisea pulchra" jedoch blockiert auf ihren Wedeln die Bildung des Biofilms. Sie stellt eine Vielzahl bestimmter Naturstoffe ("Furanone") her, die offenbar den Signalaustausch der Bakterien blockieren. Die Gruppe um Staffan Kjelleberg von der University of New South Wales in Sydney will jetzt das Wirkprinzip der Furanone im molekularen Detail ergründen

Pistenbeschneiung mit Pseudomonas

Die WDR-Sendung „Boulevard Europa“ vom 24.01.01 berichtete über die Verwendung von „Snowmax“ zur Pistenbeschneiung mittels Schneekanonen in den meisten Schigebieten der Schweiz und im gesamten Alpenraum. Es ermöglicht das Gefrieren von Wasser bei Plus-Temperaturen. Snowmax enthält Pseudomonas-Bakterien und deshalb wurde in der Sendung kritisiert, dass über die Auswirkungen der Keime auf die Umwelt (und in unserem Fall auf die Menschen) viel zu wenig bekannt ist.