Salzluft-Halotherapie

Salin®: Trockene Salzluft wie im Salzbergwerk

Salin-GerätDie heilsame Wirkung der salzhaltigen Luft in Salzbergwerken wurde um 1840 im polnischen Bergwerkstädtchen Wieliczka entdeckt: Dr. Feliks Boczkowski bemerkte, dass die Bergleute im Salzabbau vergleichsweise wenig unter Atemwegserkrankungen litten.

Halotherapie beruht auf der entzündungshemmenden und antibakteriellen Wirkung von Salz. In der Atemluft enthaltene Salz-Aerosole gelangen dabei über die Atemwege bis zu den Lungenbläschen. Viele Mukoviszidose-Patienten kennen den schleimverflüssigenden Effekt von salzhaltiger Luft in der Nähe einer Meeresbrandung. Für die Halotherapie zu Hause gibt es nun ein Gerät zu kaufen: Salin® (Foto) besteht aus einem Filterblock mit natürlichem Steinsalz und einem kleinen Ventilator, der die Raumluft hindurchbläst. Dadurch wird die Luft mit winzig kleinen, trockenen Partikeln von Steinsalz angereichert. Diese Partikel sind in der Luft mit bloßem Auge nicht sichtbar. Weil sie kleiner als 0,005 mm sind, können sie aber in die allerfeinsten Verästelungen der Bronchien vordringen.

Das lebensmittelechte Salz stammt aus Salzbergwerken in Transsylvanien und wird in einem mehrere Monate dauernden Prozess behandelt. Das Gerät wurde in Rumänien entwickelt und wird dort auch hergestellt. Die Firma www.salin-medicair. de verkauft die kleinere Variante Salin® S2 für ein Kinderzimmer für 150 Euro in Deutschland. Trotz PZN-Nummer lehnen die Krankenkassen eine Kostenübernahme meist ab. Für den Filterwechsel dreimal im Jahr gibt es Ersatzfilter für 30 Euro. Die Kosten für den Stromverbrauch des 2,5-Watt-Ventilators summieren sich auf bescheidene 4 Euro im Jahr.

Diese Salzlufttherapie soll laut Hersteller Sekret in der Lunge verflüssigen sowie damit den Abtransport von Schleim aus den Luft- und Atemwegen beschleunigen. Patienten berichten in den sozialen Netzwerken tatsächlich von produktivem, lockerem Husten, allerdings auch vom Gefühl von trockenem Hals und Nase. Nicht alle CF-Patienten folgen dem Rat, das Gerät bei geschlossenem Fenster zu betreiben, damit sich die Salzpartikel genügend anreichern können.

Ärzte kritisieren, dass die zu geringe Salz-Konzentration und die Luftfeuchtigkeit für eine Wirkung des Salzes nicht ausreichen. Prof. TOF Wagner schrieb deshalb schon 2009 im Expertenrat ECORN-CF: „Die Wirksamkeit der Halotherapie ist nicht erwiesen. Wissenschaftliche Erkenntnisse, aus denen ein nützlicher Effekt hervorgeht, fehlen.“ Allerdings liegt hier zumindest ein nachvollziehbares Konzept vor, das Keim-Risiko ist wegen des trockenen Betriebs überschaubar und der Preis vertretbar. Für experimentierfreudige CF-Patienten ist Salin also einen Versuch wert. Allerdings ist die konsequente, regelmäßige Inhalation mit hypertoner Kochsalzlösung immer noch die am besten belegte und wirksame Methode der Salzinhalation. Trockene Halotherapie kann diese Feuchtinhalation sicher nicht ersetzen.

Stephan Kruip (CF, 51, zuerst veröffentlicht in muko.info 3/2016)