Schallwellen

Der Bass-Woofer für die Lunge

Atemwegsreinigung mit Schallwellen

Dymedso-GerätDie allgemeine Idee, die Bronchien mit Schallwellen von Unrat zu reinigen, hatte die US Navy schon 1980 in einer Patentanmeldung veröffentlicht. 28 Jahre später hustete Louis Plante, ein 26-jähriger Mukoviszidose- Patient in Kanada, während eines lauten Konzerts neben dem Bass- Lautsprecher so „produktiv“, dass er das Konzert verlassen musste. Das brachte ihn auf eine Idee.

Plante, von Beruf Elektrotechniker, entwickelte ein Gerät, das Schallwellen mit tiefer Frequenz (Hochleistungs-Brummton 30 bis 70 Hz) erzeugt. Die Basstöne dringen über den Brustkorb in die Lunge ein und erleichtern die Säuberung der Atemwege. Nach vier Jahren Forschung und Entwicklung brachte Dymedso im Jahr 2002 das akustische Atemwegsreinigungsgerät „Frequencer“ auf den Markt. Es reduziert laut Herstellerangaben die Viskosität des Sekrets in den Atemwegen und fördert dadurch den Schleimtransport. Eine kleine Cross-over-Studie mit zweimal elf Patienten ergab immerhin ähnliche Sputum-Produktionsmengen während der Dymedso-Anwendung wie bei herkömmlicher Physiotherapie.

Was sagen CF-Experten dazu?

In Deutschland gibt es bislang keine direkten Erfahrungen mit dem teuren Gerät (ca. 12.000 Euro). Wir haben deshalb unseren Expertenrat ECORN-CF befragt: Frau Dr. Smaczny kommt nach Literaturrecherche und Rücksprache mit erfahrenen CF-Physiotherapeuten zu folgender Einschätzung: „Die vorliegenden Studien reichen zum aktuellen Zeitpunkt nicht aus, um die Therapiemethode und das Gerät bei der CF-Therapie zur Mukolyse zu empfehlen.“ Die Methode müsse aus wissenschaftlicher Sicht als unbewiesen beurteilt werden. Deshalb sei auch eine Kostenübernahme durch Krankenkassen ausgeschlossen.

Günstige Alternative?

Beim Singen oder Spielen auf Blasinstrumenten erzeugt man selbst Schallwellen: Vielleicht hat das ähnliche Effekte? Jedenfalls werden Blasinstrumente und Gesang allen Mukoviszidose-Patienten mit Interesse an Musik als „atemtherapeutische Option“ empfohlen, weil die Erfahrungen in Bezug auf Sekretdrainage positiv sind. In der Reihe „Komplementärmedizin“ war das schon wiederholt Thema: Über die Wirkung von Blasinstrumenten berichteten wir in Heft 3/2009, über das Singen in Heft 4/2007 und über das Didgeridoo- Spiel in Heft 4/2010. Oder Sie besuchen mal wieder ein richtig lautes Konzert und stellen sich neben die Bass-Woofer – am besten mit Ohrstöpseln...

Stephan Kruip (zuerst veröffentlicht in muko.info 2/2016 Seite 50)