Aromatherapie

Phytotherapie: Wirkung von Pflanzenextrakten

Foto vonBarneyVerstopfte Nase, entzündeter Rachen, geschwollene Schleimhäute – Sie alle kennen die unangenehmen Begleiterscheinungen von Atemwegsinfekten. Kann die Naturheilkunde mit ihren Pflanzenextrakten da helfen?

Prof. Dr. Dr. André Gessner vom Mikrobiologischen Institut der Universität Erlangen weist in seinem Aufsatz (1) darauf hin, dass die Wirkung pflanzlicher Extrakte gegen Atemwegsinfektionen in Laboruntersuchungen bestätigt wurden: So wirken beispielsweise Thymiankraut und Cineol gegen Viren -gegen Bakterien haben Ampferkraut oder Meerrettichwurzel Wirkung gezeigt. Pflanzlichen Substanzen aus Echinacea, Eibischwurzel oder Eisenkraut stärken die körpereigene Infektabwehr. Kamillenblüten, Primelextrakten und Scharfgarbenkraut wirken entzündungshemmend, Thymiankraut und Efeublätter erweitern die Bronchien, und viele ätherische Öle, Enzianwurzel sowie die Primel wirken schleimlösend.

Beispiele: Kamille und Knoblauch

Die entzündungshemmende Wirkung von Kamillenblüten wurde in vielen Tiermodell- und Zellkulturmodell-Experimenten belegt. In alkoholischen Kamillenextrakt- Zubereitungen finden sich zu 0,3-1,4% ätherische Öle sowie verschiedene Flavonoide (wirksame Pflanzenfarbstoffe). Ein Dampfbad mit einem Handtuch über dem großen Topf mit heißem Wasser und Kamillenblüten (oder -extrakt) hilft nach meiner Erfahrung auch zuverlässig bei Kopfschmerzen im Stirnhöhlenbereich. Zur Mukoviszidose sind bisher nur wenige Studien durchgeführt worden. Der Mukoviszidose e.V. fördert z.B. ein Projekt, das herausfinden möchte, welche Substanz im Knoblauch die Vermehrung des Pseudomonas aeruginosa in der CFLunge stört (2). Das einfache Schlucken von Knoblauch-Kapseln hat leider keinen Effekt gezeigt.

Forschung wird koordiniert

Zahlreiche klinische und tierexperimentelle Studien belegen die klinische Wirksamkeit pflanzlicher Extrakte bei Atemwegsinfektionen. Wer sich intensiver mit der Pflanzenheilkunde befasst, erkennt aber sehr schnell, dass wir bisher nur sehr wenig verstehen von der Wirkungsweise der Pflanzenstoffe auf molekularer Ebene. Das Komitee Forschung Naturmedizin e.V. fördert die Erforschung von Naturmedizin und insbesondere die wissenschaftliche Begründung naturmedizinischer Therapien.

Wirkungen einzelner Pflanzenextrakte

Auf der Website des Vereins (Wissenschaftliche Informationen -> Pflanzendokumentationen) finden Sie die zitierten Studienergebnisse und die Angabe von Wirkungen einzelner Pflanzenextrakte. Meine Meinung: Es lohnt sich, Methoden der Pflanzenheilkunde auszuprobieren, möglichst in Absprache mit dem Arzt. Ein gutes Buch darüber finden Sie in jedem Buchladen.

Stephan Kruip

(zuerst veröffentlicht in muko.info Ausgabe 2/2010)

(1) André Gessner, Erlangen: "Akute Atemwegsinfektionen: Was können pflanzliche Extrakte leisten?"

(2) "Studie mit Knoblauchextrakt ohne signifikante Ergebnisse" (Zitat aus muko.info 3/2008 Seite 28): Aus Untersuchungen der Arbeitsgruppe um Michael Givskov (Lyngby, Dänemark), die u.a. durch die Mukoviszidose Institut gGmbH und den Mukoviszidose e.V. gefördert werden, ist bekannt, dass im Knoblauch mindestens eine Substanz enthalten ist, die die Vermehrung des Pseudomonas aeruginosa in der CF-Lunge stört. Die so genannten „Quorum-Sensing-Inhibitoren“ (QSI) hemmen die Kommunikation zwischen den Bakterien und verhindern so die Entstehung der Biofilme, die nur schwer durch Antibiotika angegriffen werden können. Während das vom Mukoviszidose e.V. geförderte Projekt aber darauf ausgerichtet ist, den/die wirksame(n) Bestandteil(e) zu isolieren, zu charakterisieren und dann chemisch so zu stabilisieren, dass sie in größerer Konzentration gegeben werden können, beschäftigte sich eine britische Studiengruppe um Dr. Alan Smyth (Nottingham) mit der Wirkung einer achtwöchigen Behandlung mit einer Knoblauchkapsel (einmal täglich) bei CF-Patienten. 18 von 34 Patienten erhielten in einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie das Prüfpräparat, 18 andere Patienten ein Scheinmedikament (Placebo). Die Verträglichkeit war gut und es traten nur milde Nebenwirkungen in der Knoblauchgruppe auf. Die FEV-1 (in % des Erwartungswertes) der mit Knoblauch behandelten Patienten verschlechterte sich im Durchschnitt um 2,0 Prozentpunkte, die der Placebo-Patienten um 3,6 Prozentpunkte gegenüber dem Ausgangswert. Dieser Unterschied ist aber nicht signifikant. Die Autoren möchten nun in einer größeren Studie den Effekt weiter untersuchen. Kritisch angemerkt werden muss aber zu diesem Ansatz, dass die Pseudomonas hemmende Wirkung (QSI) in den verschiedenen Knoblauchsorten sehr unterschiedlich ist und die handelsüblichen Präparate nicht diesbezüglich standardisiert sind. Wir halten daher den von der dänischen Arbeitsgruppe gewählten Weg für vielversprechender.